Wenn Essen müde macht
„Mein Essen macht mich müde“ – Diesen Satz höre ich sehr oft von meinen Klientinnen in der Praxis. Und auch in den Gesprächen in den Yoga-Kursen, die vorher oder hinterher untereinander laufen. Viele haben sich daran „gewöhnt“, diese Trägheit nach einer Mahlzeit zu haben.
Grund genug, einmal tiefer hinzuschauen.
Was kann es bedeuten, wenn wir uns nach einer Mahlzeit so müde fühlen, dass wir direkt einen „Verdauungsschlaf“ brauchen? Sollten wir nicht eher vitaler sein, weil wir uns gute nährende Dinge zugeführt haben…? Oder war dieses Essen gar nicht so nährend und stärkend für uns?
Ich mag dir hier verschiedene Ansätze aus meiner langjährigen Erfahrung und meinen vielen Ausbildungen im Bereich der Naturheilkunde und Ernährung geben.

Was braucht unser Körper wirklich, um sich wohl zu fühlen und unserem Geist und der Seele zu dienen?
Ayurvedische Sicht: Dosha – unsere Grundkonstitution
Im Yoga und Ayurveda gibt es die Anschauung der Doshas und des Agni. Nun, was ist das, dieses Dosha und was ist Agni?
Ayurveda betrachtet den Menschen in seiner Ganzheit mit Blick auf das, was in ihm angelegt ist. Unterschieden werden drei Grundkonstitutionen, die Doshas: Vata-, Pitta-, Kapha-Dosha.
Jeder Mensch hat alle Anteile in sich, nur in unterschiedlicher Wichtung.
VATA-Dosha
Menschen mit viel VATA-Anteilen sind eher leichtfüßig unterwegs. Sehr schnell im Denken und auch Handeln, der Kopf voller Gedanken, die nur so fliegen. Die Konzentration fällt schwer und auch das Dranbleiben.
Sie sind vom Körperbau sehr feingliedrig und haben meistens helle, durchscheinende Haut. Die Haare sind eher fein und dünn und sie haben unstete Augen, die irgendwie immer in Bewegung sind. Der Schlaf ist eher leicht.
Diese Menschen brauchen viele kleinere Mahlzeiten. Ihr Agni (das Verdauungsfeuer) ist nicht sehr stark – deshalb können auch nur kleinere Mengen auf einmal verdaut werden.
Süß und salzig besänftigt die VATA-Energie! So greifen sie eher zu Snacks, um Stress abzubauen und sich runterzufahren. Das geschieht intuitiv – der Körper gibt die Impulse.
PITTA-Dosha
Der PITTA-Mensch ist sehr zielstrebig und gut durchorganisiert. Fehlt die Struktur im Tag, geht es ihm schlecht.
Der Körperbau ist eher muskulös und durchtrainiert und ja, PITTA liebt regelmäßigen Sport und Leistung. Kraft steht im Vordergrund. Gerne wird auch mit Puls-Uhr trainiert und alles genau dokumentiert. Abweichungen vom Plan sind schwierig.
Drei Mahlzeiten zu festen Uhrzeiten sind ein regelrechtes Muss, sonst wird er grantig. Da das Agni sehr stark ist, können drei große Mahlzeiten gut verdaut werden.
Störungen zeigen sich häufig in viel Schweiß, rotem Kopf, Kopfschmerzen und Bluthochdruck – da so viel Feuer in ihm ist. Auch Entzündungen werden einer PITTA-Störung zugeordnet.
KAPHA-Dosha
Die KAPHA-Konstitution besticht durch Zuverlässigkeit, Geduld und Ausdauer. Sicherheit steht an oberster Stelle – so finden wir diesen Typus eher in Angestellten-Verhältnissen und konservativ.
KAPHA-Menschen sind eher langsam unterwegs, wirken manchmal träge und schwerfällig. Der Körperbau ist breit (und groß) und eher robust.
Dennoch ist die Verdauungskraft eher gering – der KAPHA-Mensch kann sehr gut Mahlzeiten auch mal auslassen und fasten. Das kommt dann dem Agni sehr entgegen, es sammelt die Kraft bis zur nächsten Mahlzeit – Zwischenmahlzeiten sind hier kontraproduktiv.

Wegnehmen, wo zu viel da ist!
Das ist der ayurvedische Ansatz, d. h. wenn eine Störung im Sinne eines erhöhten Doshas festgestellt wird, dann setzt Ayurveda genau da an und schaut auf das, was besänftigt werden kann.
Für alle Konstitutionen gilt jedoch beim Blick auf unser Essen:
- Höchste Verdauungskraft zwischen 10-14 Uhr nutzen
- Getränke nicht zu den Mahlzeiten, da dadurch das Agni „verwässert“ wird
Basische Sicht
Aus Sicht der Säure-Basen-Lehre habe ich über viele Jahre selbst erfahren dürfen, wie viel Leichtigkeit und Energie aus einer basenreichen Ernährung entsteht. Und jedes Jahr in der Frühjahrs-Basen-Fasten-Kur, aber auch in der Herbst-Kur, spüren auch dies meine Teilnehmerinnen, die ich online dabei begleite.
D.h. umgekehrt auch: wenn ich viele Säurebildner in meiner Mahlzeit habe, ist die Gefahr der Müdigkeit danach recht hoch. Säuren belasten den Organismus und die Verdauungskraft stärker als basenbildende Lebensmittel.

So liegt die Verweilzeit im Magen, bis sie in den Darm weitergeschoben wird, bei einer Fleischmahlzeit bei ca 4-8 Stunden, je nach Fettgehalt und Tier-Art. Auch andere Säurebildner, wie Hülsenfrüchte, können schon mal 6-7 Stunden brauchen.
Eine rein basische Mahlzeit braucht dagegen nur 2-3 Stunden und wenn dann noch die Faktoren der Zeit, Menge und Abstand zur nächsten Mahlzeit passen, kann der Körper alles gut verwerten.
- Vor 18 Uhr essen
- 3-5 Stunden zwischen den Mahlzeiten lassen
- Nur so viel essen, dass eine leichte Sättigung entsteht
Mit dieser Faustregel bleibt die basische Mahlzeit basisch! Ansonsten können Reste gären und damit wieder zu Säurebildnern werden, was auch müde macht. Mehr über basische Ernährung findest du unter yogisch ernähren.

„Keine Krankheit kann in einem basischen Millieu existieren – nicht einmal Krebs“ (Otto Warburg, 1931, Nobelpreis der Medizin)
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Yogische Sicht
Yoga sagt: „heyam duhkham anagatam“ – zukünftiges Leid lässt sich vermeiden! Dies erfordert bewusstes Handeln auch im Bereich unserer Essgewohnheiten.
Wenn wir achtsam spüren, ob und was und wann wir etwas zu Essen brauchen und nicht nur den Sinnes-Gelüsten folgen, so wird sich unser Wohlbefinden sehr schnell steigern lassen. Unsere weltlichen Sinne wie Riechen, Schmecken, Hören, sehen verschleiern oft das echte Gefühl zu dem, was uns wirklich guttut.
Der vermeintlich nicht allzu große Pasta-Teller, das riesige Eis, der Kuchen beim Bäcker, der Wein am Abend… obwohl wir spüren, dass unser Körper das gerade gar nicht braucht.
Erkenne, ob du eher emotionalen Hunger oder Durst verspürst und deine Seele sich nach Nähe, Liebe, Aufmerksamkeit, Geselligkeit, Umarmung oder was auch immer sehnt. Dann wirst du nicht als Ersatz zu Schoki und Co greifen. Und auch deine Portionen und die Wahl deiner Speisen kann sich verändern.
In einem Schweigeseminar im Kloster habe ich in meiner Ausbildung zur Yogalehrerin die besondere Kraft der Stille beim Essen schätzen gelernt.
Wenn wir uns nur auf unsere Mahlzeit konzentrieren und mit allen Sinnen genießen und wertschätzen, entsteht eine ganz andere Art von Sättigung.
Enthält diese Nahrung dann auch wirklich nährende Bestandteile, dann wird auch der Geist befriedet.
Es entfaltet sich SAMTOSA – Zufriedenheit!
Und damit nehmen wir auch wahr, wann es genug ist und wir nur noch „weil es so lecker ist“ weiter essen würden.

Wenn essen, dann essen.
Wenn reden, dann reden.
Wenn arbeiten, dann arbeiten.
Somatische Intelligenz
Ich mag dir hier deine angeborene Fähigkeit der spürenden inneren Kraft ans Herz legen.
Aus allem, was ich gelernt und selbst erfahren habe, bleibt für mich ein großes AHA-Erlebnis übrig, das ich gern mit dir teile:
Unser Körper macht immer alles richtig!
Ja, denn er zeigt genau an, was ihm guttut und was er nicht will. Besonders deutlich nach einer Reinigungs-, Ayurveda- oder Basen-Kur. Denn da schält sich die Essenz heraus. Der ganze Ballast verschwindet und die Klärung der Zellen durch Entsäuern und Entgiften bringt auch ein anderes Verhältnis zum Essen zurück.
Die somatische Intelligenz ist unsere beste Ratgeberin. Und daraus erstelle ich auch meine Ernährungs-Impulse für die Frauen, die zu mir kommen. Ayurvedisch-basisch-natürlich – und immer vegan, denn das ist das große Learning für mich aus vielen Jahren pflanzenbasierter yogischer Lebensweise:
Es braucht kein totes Tier auf dem Teller – sondern lebendige Nahrung aus Pflanzen und Kräutern, die unglaubliche Vielfalt der Natur, die Vitalität und ein neues Lebensgefühl schenkt.
Deshalb hier zum Schluss noch mein Geschenk als handliches Paket zum Mitnehmen und vielleicht an den Kühlschrank „pappen“…
8 essentielle Tipps, wie dein Essen dich fit (statt müde) macht
- Passe die Häufigkeit der Mahlzeiten deinem Konstitutionstyp an
- Nutze die höchste Verdauungskraft zwischen 10-14 Uhr für die größte Mahlzeit
- Iss am Abend vor 18 Uhr
- Verwende Säurebildner nur sparsam
- Trinke möglichst vor oder nach dem Essen (nicht dabei)
- Greife öfter zu Nüssen und Datteln statt Schokolade
- Zelebriere dein Essen genussvoll mit allen Sinnen
- Spüre, ob du wirklich Essen brauchst oder welches Bedürfnis dahintersteckt
In diesem Sinne wünsche ich dir einen energievollen Tag mit erfrischenden, nährenden und stärkenden Mahlzeiten, die du genießen und dich danach wohl fühlen kannst!

Und wenn du jetzt mehr wissen magst über gesunde vegane (basische) Ernährung oder dich zu deinem Konstitutions-Typ beraten lassen magst, vereinbare gern einen persönlichen Online-Termin mit mir in deiner Basen-Power-Stunde.
Von Herzen zu dir!
Sabine , SAT NAM