Was ist Yoga? …ein Erklärungsversuch für etwas unendlich Vielfältiges
Was ist Yoga für dich?Ich sehe wunderschöne Menschen in weißen Gewändern, die sich gekonnt kunstvoll auf der Matte verbiegen und in exotische Haltungen begeben. Dabei lächeln sie entspannt in die Kamera.
Wäre ich diesem Film gefolgt, so wäre ich keine Yogalehrerin geworden. Ich bin es, weil ich erfahren durfte, dass Yoga etwas ist, was sich nicht durch Lesen von Büchern oder Hören von Erzählungen und Aneignen von reinem intellektuellen Wissen erlernen lässt.
Yoga ist ein Weg, der auf Erfahrung beruht. So steht es schon in der „Bibel“ des Yoga, im Yoga Sutra von Patanjali. In diesen 196 Versen wird beschrieben, was das Menschsein bedeutet – und wie wir uns immer wieder selbst ein Bein stellen im Laufe unseres Lebensweges.
Und Yoga gibt Impulse und Anregungen, wie wir dies verändern können. Nämlich durch Bewusstwerdung. VIVEKA, die Unterscheidungsfähigkeit, ist das erklärte höchste Ziel des Yoga. Wir dürfen lernen, von der Täuschung zur Erkenntnis zu gelangen.
Dieser Weg ist alles andere als einfach – aber so lohnenswert, dass es eine Freude ist, ihn zu gehen.
Das „Turnen auf der Matte“ ist alles andere als das Turnen auf der Matte! Es geht nicht um höher, schneller, weiter, komplizierter und exotischer. Und du brauchst auch nicht den Model-Maßen zu entsprechen, um Yoga zu üben.
Du brauchst keine besondere Kleidung, Beweglichkeit, Geschicklichkeit oder eine Sportskanone zu sein. Wenn du bist, dann kannst du Yoga üben.
Yes !!! Yoga IST ANDERS! Yoga ist KEIN Sport. Yoga ist Bewusstseins-Schulung.
Wer als Yoga-Lehrer*in das nicht in der Ausbildung mitbekommen hat, der hat Yoga (noch) nicht erfahren. Wir haben dies alle gelernt. Die Frage ist, was bei uns bleibt, weil es zu uns gehört.Schau genau hin, wenn du mehr über Yoga lernen und erfahren magst. Was sagt diese*r Lehrer*in darüber. Und: Lebt er*sie das auch?
Desikachar, der leider schon verstorbene Yogi aus unserer Tradition, sagte einmal: „Es ist egal, womit du beginnst, Yoga zu üben. Du kannst die Philosophie lesen, meditieren, Atemübungen oder Körperübungen machen.Fakt ist: Irgendwann solltest du alles zusammenführen, sonst wäre es so, als würde ein*e Bodybuilder*in nur einen Arm trainieren“
. Ich finde dieses Bild sehr stimmig.
Ich kann nur von mir (und meinen Yoginis) sprechen und ich sage dir: Wenn du Yoga im traditionellen Sinne – mit der ganzen Philosophie (Schritt für Schritt) – zu erfahren beginnst, wird sich dein Leben verändern.
Yoga durchwebt alles, was du fortan denkst, sprichst, fühlst und tust. Du wirst spüren, welche Kraft hinter den Asanas (Haltungen) und Vinyasas (Abläufen), hinter den Mantren und dem Rezitieren steckt.
Jedes Asana hat ein Konzept. Es will dir etwas vermitteln. Auf der Körperebene vielleicht Dehnung, Kraft, Entspannung der Muskeln, Kräftigung der Muskeln, Lösung von Verhärtungen.
Und auf der emotionalen, psychischen, seelischen Ebene ist es nicht viel anders. Nur: Es ist feinstofflicher, tiefer.Du dehnst dich in deine wahre Größe hinein, du dehnst dich aus und nimmst Raum ein. Du stehst kraftvoll und stark für dich ein. Du kommst in dein emotionales Gleichgewicht. Du erfährst in dir eine ganz andere Art von Gelassenheit – nein, kein resignieren, eine absolute emotionale Entspanntheit. Präsent im Jetzt – ATHA.
Ich wünsche dir, deine ganz eigenen Erfahrungen zu machen. Denn Yoga ist ein Weg, der auf Erfahrung beruht, Vers 1, YogaSutra von Patanjali:
atha yoga-anusasanam
Namaste, Sabine